“Verkabeln oder Betanken?” Dieser Frage gingen die Teilnehmenden beim Logistik-Lunch zum Thema „Energiewende im Straßentransport mit LKW“ am 19. Oktober 2023 in der luxemburgischen Botschaft in Berlin nach. Der Business Club Luxemburg-Deutschland (BCLD) und die Botschaft hatten in Partnerschaft mit dem Cluster for Logistics Luxembourg und dem Bundesverband Wirtschaft, Logistik und Verkehr (BWVM) e.V. zum Austausch und Networking geladen.
Nach der Begrüßung der Gäste durch den Luxemburger Botschafter in Berlin, Jean-Paul Senninger, und die Geschäftsführerin des Business Club Luxemburg-Deutschland, Julie Jacobs, diskutierten auf dem hochrangig besetzten Panel deutsche und luxemburgische Vertreter aus Wirtschaft, Regierung und Verbänden, darunter:
- Oliver Luksic MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr;
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Jochen Quick, Präsident, Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL) e. V.;
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Michael Rau, Chief Sales Officer, ARTHUR WELTER TRANSPORTS Sàrl und Vizepräsident, Groupement des entrepreneurs de transports a.s.b.l.;
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Sara Schiffer, Geschäftsführerin, HyLane GmbH;
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Gregor Frieb, Manager Business Development Volvo Trucks & Public Affairs Representative und
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Gilles Caspar, Stellvertretender Leiter der Abteilung für Automobiltechnik, Ministerium für Mobilität und Öffentliche Arbeiten Luxemburg.
Malik Zeniti (Cluster for Logstics Luxembourg) moderierte die Runde, in der neben politischen Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene auch Förderprogramme, Infrastrukturfragen und andere praktische Hürden thematisiert wurden.
Verkabeln oder betanken? „Das Ziel muss Dekarbonisierung sein“, so Staatssekretär Luksic. Ein Dreiklang sei entscheidend, um die Antriebswende voranzubringen, nämlich „die europäischen Flottengrenzwerte, die Maut und Förderprogramme“.
„Von der Politik wurden wohlklingende Ziele festgelegt. Die Umsetzung ist diskussionswürdig“, erwiderte Jochen Quick (BWVL e.V.). Aktuell gebe es viel mehr Fragen als Antworten. Unternehmer wüssten nicht, welche die Zukunftstechnologie sei, auf die sie setzen sollen.
Auch Sara Schiffer (HyLane GmbH) unterstrich die große Unsicherheit in Punkto Zukunftstechnologie, „denn man weiß nicht, was sich durchsetzt“. Aus diesem Grund habe HyLane ein nutzungsbasiertes Mietmodell aufgebaut. Damit entfalle ein Teil des Technologierisikos für den Kunden. Je nach Unternehmen könne sich die Technologie in ihrer spezifischen Eignung unterscheiden: „Wir haben einen Kunden, der unsere Fahrzeuge im Drei-Schicht-Betrieb fährt. Dieser kann das aber nur machen, weil er in 15 Minuten getankt hat. Ein Elektrofahrzeug bräuchte 2-8 Stunden zum Laden. Es ist nicht so schwarzweiß, wie man es denken würde.“
Michael Rau (Arthur Welter Transports Sàrl) betonte seinerseits die Bedeutung von Flexibilität bei der Planung im Fernverkehr. Alle Technologien müssten je nach Einsatzszenario analysiert werden und auf dieser Basis eine Entscheidung getroffen werden. Bei Arthur Welter Transports habe man sich sowohl elektrische als auch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge angesehen: „Wir nehmen 2024 den ersten Wasserstoff-Lkw von HyLane in Betrieb und in den nächsten zwei Wochen wollen wir ein Batteriefahrzeug in die nationale Verteilung aufnehmen.“ Wichtig sei, sich Optionen offenzuhalten; zu testen, lernen und evaluieren, welcher Einsatz sich in welchem Szenario am besten eigne.
Auf die Frage hin, wie die Förderung emissionsfreier Fahrzeuge durch das Bundesverkehrsministerium verbessert werden könne, bemängelte Gregor Frieb (Volvo Trucks) neben der unzureichenden Infrastruktur unter anderem die zu langen Beschaffungszyklen für Elektrofahrzeuge, die sich über ein Jahr hinweg zögen. „Da muss der Staat tatsächlich besser werden, dass das schneller geht“, bestätigte Staatssekretär Luksic. Auch das Förderprogramm soll laut Luksic noch ein Stück verlängert werden, „auch wenn das nicht ewig geht“.
Jochen Quick warb für mehr Realismus, die Position der Politik sei ihm manchmal zu bequem. Entscheidungen von vor fünf oder zehn Jahren müssten auf den Prüfstand gestellt werden, „die Welt verändert sich, wir müssen uns anpassen“. Wichtig sei, dass es starke Player innerhalb von Europa gebe, die den Transport der Zukunft trotz Kostenveränderungen umsetzen können.
Alle Panelisten waren sich einig, dass der Diskussionsbedarf groß sei und man hinsichtlich der Transformation des Straßengüterverkehrs schnell vorankommen müsse. „Die verschiedenen Möglichkeiten von Wasserstoff, E-Lkws und alternativen Antriebsmodellen zeigen, dass wir einen Mix brauchen. Verkabeln oder Betanken: Wir brauchen sowohl als auch.“
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