10. Deutsch-luxemburgische Wirtschaftskonferenz zu Konzepten nachhaltiger Mobilität
Die 10. Deutsch-Luxemburgischen Wirtschaftskonferenz war von der Handelskammer des Großherzogtums Luxemburg in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft in Luxemburg und der AHK debelux organisiert.
Romain Diederich: „Nachhaltige Mobilität beginnt in den Köpfen“
Die mit einer Rekord-Beteiligung von 265 Teilnehmern besonders gut besuchte Konferenz in der Chambre de Commerce mit dem Titel „Nachhaltige Mobilität: Konzepte für die Welt von morgen“ wurde eröffnet von Pierre Gramegna, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer des Großherzogtums, und dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg, Dr. Hubertus von Morr.
Höhepunkt der diesjährigen Wirtschaftskonferenz war die Rede des Ministers für Wirtschaft und Außenhandel, Etienne Schneider, der hervorhob, die Mobilität von Menschen und Gütern sei von zentraler Bedeutung für Luxemburgs Wirtschaft. Es komme darauf an, effiziente Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Die Steigerung des ÖPNV habe für Luxemburg erste Priorität. Für die Entwicklung umweltschonender Autos werde man vorerst auf Gas (Verdoppelung des Tankstellennetzes, Einspeisung von Biogas), dann zunehmend auf „grünen“ Strom umstellen (850 Stromtankstellen, finanziert durch die nationalen Versorgungsnetzbetreiber. Die Anschaffung eines E-Autos werde mit 5.000 Euro bezuschusst. Mobilität sei ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor: Es sei notwendig, das Verkehrsaufkommen besser zu verteilen. „Zu viele Staus verursachen volkswirtschaftliche Schäden und führen zu einer gefühlten Minderung des Arbeitseinkommens“ - dies wurde in den Gesprächen am Rande der Veranstaltung mit breiter Zustimmung kommentiert.
Xavier Bettel, Bürgermeister der Stadt Luxemburg, widmete sich im Rahmen seines Redebeitrags verschiedenen Konzepten zur Steigerung „urbaner Lebensqualität“. Unter Hinweis auf die schnell wachsende Bevölkerung der Stadt warnte er vor der zunehmenden Emissions-Belastung durch „Individualverkehr“. Dem solle mittels eines verbesserten Transportsystems im Bereich der Innenstadt abgeholfen werden, in Planung begriffen sei daher unter anderem der Bau einer Tram für Luxemburg. Und, so betonte Bettel, der Planung werde auch die Umsetzung folgen, denn: „Diese Tram soll nicht sein wie das Monster von Loch Ness, alle reden davon und keiner hat es je gesehen“. Er kündigte zudem ein Bauprojekt an, das am Konzept „Living, Working, Shopping“ orientiert sein werde, um das starke Verkehrsaufkommen insbesondere in der Innenstadt zu reduzieren. Notwendig sei weiterhin der Rückgriff auf CarSharing-Systeme und das im Jahr 2010 von der Stadt Luxemburg zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung ins Leben gerufene Projekt „Leben ohne Auto“ in Luxemburg-Limpertsberg.
Wilfried Steffen, Direktor „Business Innovation“ der Daimler AG Stuttgart, beruhigte die Teilnehmer der Konferenz mit seiner Ankündigung, das Auto habe auch weiterhin eine Chance. Allerdings habe sich das gesellschaftliche Umfeld verändert: Bei den 18-25-Jährigen werde der Besitz eines Autos nicht mehr so stark angestrebt wie früher. Man setze daher auf die bewusste Nutzung kombinierter Mobilitätskonzepte (Car-sharing, Park-sharing, Kurzzeit-Leasing) und umweltfreundlicher Produkte wie z.B. „Concept B-Class E-CELL PLUS“, eine von MercedesBenz entwickelte Plug-in-Hybrid-Version der B-Klasse.
Die Pläne der Bundesregierung zur Realisierung nachhaltiger Mobilitätskonzepte stellte Botschafter Dr. Hubertus von Morr in seinem Redebeitrag dar. Ziel sei in erster Linie die Reduktion der Umweltbelastung durch den Verkehr, insbesondere des CO²-Ausstoßes. Die Bundesregierung strebe daher eine Verkürzung der Transportwege an, der Schienen- und Schiffsverkehr solle ausgebaut werden (in diesem Zusammenhang kritisierte Botschafter von Morr in deutlichen Worten das verschlechterte Angebot der Deutschen Bahn in der Region); im Bereich Individualverkehr strebe man in D im Rahmen des 2009 beschlossenen „Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität“ eine Million Elektro-Autos bis 2020 und sechs Millionen bis 2030 an. 2050 solle der Anteil von Elektrofahrzeugen bei zwei Dritteln liegen. Außerdem solle die Inanspruchnahme bzw. Zerschneidung von Landflächen reduziert werden, ebenso wie der Verkehrslärm.
Abschließend stellte Romain Diederich, Erster Regierungsrat im Ministerium für Nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur Luxemburgs, die nachhaltige Mobilitätsstrategie „MODU“ vor.
In den letzten 20 bis 30 Jahren habe Luxemburg eine beispiellose Wachstumsperiode durchgemacht. Die Folgen, u.a. Mobilitätsengpässe wegen starken Verkehrsaufkommens, bekomme man heute zu spüren. Zur Lösung dieses Problems empfahl Diederich („nachhaltige Mobilität beginnt in den Köpfen“) die Bildung sogenannter Mobilitätsketten durch Kombination verschiedener Transportmittel und kündigte die grundlegende Umgestaltung wichtiger Knotenpunkte des Öffentlichen Verkehrs, wie z.B. des Busbahnhofs Hamilius, an.
Im Rahmen des grenzüberschreitenden Mobilitätskonzepts „SMOT“ (Schéma de Mobilité Transfrontalière) solle auch die Anbindung Luxemburgs an seine Nachbarländer gewährleistet und gegebenenfalls ausgebaut werden.
Die nächste, XI. Wirtschaftskonferenz wird voraussichtlich am 26.September 2012 stattfinden.
Mitgeteilt von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland