Doneck Euroflex - Die Zukunft der Druckfarben „Made in Luxembourg“

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(Von R. nach L.) Carlo Thelen, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer; Arndt Breitbach, Managing Director, Doneck Euroflex und Edith Stein, International Affairs, Handelskammer.

Die Ursprünge von Doneck Euroflex gehen auf das Jahr 1977 zurück, als Hans Gerd Doneck in der Nähe von Trier in der Küche seines Wohnhauses auf einem Herd die ersten Druckfarben rührte. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet Druckfarben, welche überwiegend zur Bedruckung von Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. Doneck Euroflex startete im Jahr 1998 in Grevenmacher, als eine ca. 2.500 m2 große Halle gebaut wurde. Bereits einige Jahre später war eine Betriebserweiterung notwendig und es wurde 2004 eine weitere größere Produktionshalle zur Fertigung von wasserbasierten Druckfarben errichtet. Neben dem luxemburgischen Headquarter wurden seit 2005 europäische Filialen in Spanien, England, Polen und Ungarn errichtet. Seit 2017 ist das Doneck Network mit Standorten in Chile und in den Vereinigten Staaten auch global unterwegs. In Luxemburg beschäftigt das Unternehmen ungefähr 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weltweit ca. 250.

Interview with Arndt Breitbach, Managing Director Doneck Euroflex.

(Besichtigung vom 06 September 2024).

Ihre größte Errungenschaft?

Ein sehr großer Erfolg ist, dass unsere Nachhaltigkeitsstrategie 2BSustainable im Jahr 2024 von EcoVadis mit der Best-Note Platin ausgezeichnet wurde. Dies bestätigt die herausragenden Leistungen von Doneck Euroflex in diesem Bereich. Damit gehört Doneck zu den besten 1% derjenigen Unternehmen weltweit, die in den letzten 12 Monaten von Eco-Vadis bewertet wurden. EcoVadis ist der weltweite Standard für Nachhaltigkeitsbewertungen in Unternehmen. Damit liegen wir Im Vergleich zu vielen unserer Marktbegleiter im Rating dieser weltweit vertrauenswürdigsten Nachhaltigkeitsplattform weit vorne.

Ein markanter Misserfolg?

Als sehr großen Rückschlag betrachten wir den Brand in der Haupthalle unserer Lösemittelfarbenproduktion im Jahr 2014. Dies war für viele von uns ein traumatisches Ereignis.: Es gab einen Schwerverletzten, der glücklicherweise überlebte, einen erheblichen Sachschaden und in dem betroffenen Betriebsteil konnte über Monate aufgrund der Wiederaufbauarbeiten nicht produziert werden. Erfreulicherweise hat uns dieses Ereignis als Team noch mehr zusammengeschweißt und wir haben diese kritische Situation dank eines hervorragenden Notfallplans und des außergewöhnlichen Engagements aller Mitarbeiter gut gemeistert.

Erst im August haben wir diesem mittlerweile zehn Jahre zurückliegenden Ereignis auf unserem „Safety day“, an dem alle Mitarbeiter an mehreren Stationen Sicherheitstraining bekommen haben und von der sonstigen Arbeit freigestellt waren, gedacht. „Safety First“ war auch schon vor dem Brand unsere oberste Devise.

Zukunftsprojekte?

Unsere Unternehmensstrategie beinhaltet ebenfalls unsere Nachhaltigkeitsstrategie „2BSustainable“. Das bedeutet, dass wir uns in der Verantwortung sehen, die CO2-Emissionen deutlich zu senken. In unserem Nachhaltigkeitsbericht haben wir uns zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2030 um 42% gegenüber dem Referenzjahr 2021 zu senken. Aktuell haben wir bereits die Hälfte des Weges geschafft.

Doneck optimiert seine gesamte Wertschöpfungskette, vom Einkauf der Rohstoffe über die Arbeit in den Laboren, die Druckfarben-Produktion, sowie die Logistik, um so stets den bestmöglichen Umwelt Impact unseres Unternehmens zu sichern. Wichtigster Baustein hierfür ist das implementierte Kreislaufsystem und unser grüner Workflow. 

Aber auch auf Produktebene gibt es viele Hausaufgaben zu erledigen. Unser Ziel ist es, unsere Produkte immer mehr auf nachwachsenden Rohstoffen aufzubauen. Ebenfalls entwickeln wir unsere Produkte immer mehr unter dem Gesichtspunkt der „Circular Economy“. Insbesondere Kunststoff-Verpackungen sollen immer stärker als Wertstoff wiederverwendet werden und nicht im Abfall landen.

Wir entwickeln diese Projekte mit Leidenschaft und Innovationsfreude weiter. Letztes Jahr haben wir in Zusammenarbeit mit der Luxinnovation und einem luxemburgischen Ingenieurbüro das Förderprogramm „Fit4Sutainability“ genutzt und eine Nachhaltigkeitsstudie durchgeführt, welche uns wertvolle Impulse für unseren weiteren Weg gegeben hat.

Was unterscheidet Sie Ihrer Meinung nach von der Konkurrenz?

Abgesehen davon, dass wir uns in vielen Bereichen qualitativ vor unseren Wettbewerbern sehen, haben wir ein einzigartiges Lieferantenprofil. Unsere schlanke Unternehmensstruktur mit flacher Hierarchie versetzt uns in die Lage, außergewöhnliche Reaktivität und Flexibilität zu bieten, wenn es notwendig ist. Dies macht uns insbesondere im Vergleich zu den großen internationalen Konzernen attraktiv. Andererseits halten wir im Vergleich zu unseren kleineren Wettbewerbern ein erheblich größeres Kompetenzprofil vor.

Wir decken neben der Druckfarbe und der Drucktechnik zusätzliche, wichtige Felder ab, wie z.B. Lebensmittelsicherheit, Analytik oder Anlagentechnik. Außerdem können wir Kunden in ganz Europa und auch teilweise global in Ihrer Muttersprache betreuen, wir haben sehr kurze Lieferzeiten und einen anwendungstechnischen Kundenservice vor Ort.

Ihre Vision des Unternehmertums?

Unsere Unternehmensstrategie steht unter dem Leitstern „Vom europäischen Anbieter zum International Performer.“ Ich hatte schon sehr früh zur Jahrtausendwende erkannt, dass wir unseren Wachstumspfad nur beschreiten können, wenn wir unsere Geschäfte europäisieren. Um Kundennähe und schnelle Flexibilität zu ermöglichen, haben wir seit 2005 mehrere Filialen in europäischen Ländern errichtet. So sind unsere Werke in Spanien, England, Polen und Ungarn entstanden.

Aufgrund der stetigen Internationalisierung und auch, weil Kunden sich dies gewünscht haben, sind wir auf dem Weg von einem europäischen zu einem globalen Unternehmen. Mittlerweile haben wir auch einen Standort in Südamerika sowie seit 2022 in den Vereinigten Staaten. Ein klassischer Mittelständler, so wie wir es sind, kann dies nur schaffen, wenn das gesamte Team mit im Boot ist!

Einen Rat, den Sie einem angehenden Unternehmer geben können?

Es fällt mir schwer, jungen Unternehmern Ratschläge zu erteilen. Schließlich sind wir in einem recht traditionellen Gewerbe tätig und ich denke Start-ups haben heute andere Ansätze als ich sie aus meinen jungen Jahren kenne.

Jedoch sage ich gerne, was mir immer geholfen hat: ich habe in meinen geschäftlichen Entscheidungen immer auf und mein Bauchgefühl vertraut. Natürlich ist eine sorgfältige Aufbereitung von Datenmaterial heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der Ist-Analyse. Aber manchmal kann man bei zu vielen Zahlen auch den Überblick verlieren. Zahlen sagen vieles, aber nicht alles!

Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie derzeit? Wie können Sie diese überwinden?

Heutzutage wird es uns als Unternehmen immer schwerer gemacht, sich tatsächlich um denjenigen zu kümmern, der die wirtschaftliche Existenz rechtfertigt: der Kunde!

Leider sehen wir uns seit Jahren einem immer stärkeren Regulierungs- und Bürokratisierungsflut ausgesetzt. Deshalb müssen immer mehr Unternehmensressourcen für derartige Anforderungen, welche absolut nichts mit der Wertschöpfung zu tun haben vorgehalten werden.

Genauso zeigt sich, dass wir unter einem großen Arbeitskräftemangel leiden. Wir gehen innovative Wege, um neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Leider ist das neue Abkommen zwischen Luxemburg und Deutschland ein Beispiel dafür, wie ein normaler Prozess, wieder einmal für Menschen und Unternehmen verkompliziert und erschwert wird. Da fragt man sich manchmal, inwieweit die Politik die Realität der Menschen und Unternehmen noch ausreichend berücksichtigt.

Eine weitere Problematik zeigt sich bei politischen Entscheidungen, die wir nur hinnehmen und nicht beeinflussen können, wie zum Beispiel bei einem aus China kommenden wichtigen Rohstoff, bei dem ein Anti-Dumping-Zollsatz von ca. 40% erhoben wurde. Bevor chinesische Lieferanten den Markt betraten, haben wir als Kunde den Eindruck gehabt in einer oligopolistischen europäischen Lieferantenstruktur gefangen zu sein. Seitens des Lieferanten zeigte sich das damals, indem wir als Kunde einen Preis und die zugeteilte Menge mitgeteilt bekommen haben – und das war es. Ich kann mir schwer vorstellen, dass dies wieder das Zukunftsmodell der europäischen Marktwirtschaft werden soll.